Hoffnungssplitter
Ich liege auf einem Scherbenhaufen. Die Splitter schneiden in die Haut, ich kann nicht mehr weiterlaufen, denn alle Kraft ist mir geklaut. Ich schneide mich an den Trümmern, und nehme das alles in Kauf. Warum sollte es mich auch kümmern? Es ist des Schicksals Lauf.
Alles ist zerbrochen, und jede Kante so scharf. Es vergehen Tage und Wochen, seit mich das Leben hinwarf. Ich nehme Scherben in die Hand und versuche mit Geschick sie zu drehen, bis ich fand, dass sie ergeben ein Mosaik.
Es ist nicht dasselbe wie zuvor. Ich sehe noch Brüche und Risse, doch ich hab‘ wieder Stücke, die ich verlor’ und akzeptiere die Kompromisse. Noch sind die Scherben verschliert, Unklar und beschlagen, ich habe sie selbst verschmiert, also will ich mich nicht beklagen.
Ich könnte, wie sie hier verharren, überleben und ertragen, Witterungsbeständig auf die Wirklichkeit starren, nicht nach dem Morgen fragen. Dann würde ich aber nie mehr glänzen, nicht glitzern und nicht spiegeln, Gefangen in der Gegenwart‘ Grenzen den Blick auf die Zukunft verriegeln.
Ich muss mich trauen zu wagen, eine Vorstellung für morgen zu formen, zu wünschen, ohne zu fragen, Imagination gegen die Normen. Es ist aber eine zarte Gestalt, In die ich das Glas dann blase, vielleicht bietet sie nicht lange Halt, nur für eine kurze Ekstase.
Jenes fragile Gebilde, ist bunt und schön zugleich. Traue ich mich in diese Gefilde? Wenn ich ums Scheitern weiß? Ich hebe die Hand und schöpf‘ neuen Mut, wisch über das Glas mit dem Finger, bis sich ein kleiner Durchblick auftut, an den ich mich so gut erinner‘.
Durch dieses Fenster schau ich hinaus, bewundere die klare Sicht, so weit sehe ich geradeaus, in der Scheibe bricht sich das Licht. Und es reflektiert all die Farben zu mir, des Prismas tausend Facetten, ich bin zwar jetzt noch hier, doch schweife in ferne Stätten.
Aber sicher ist nie, wie lang dies so bleibt, denn Glas kann immer zerbrechen und wenn wieder alles zerfällt, sind es Scherben, die deine Füße zerstechen. So werden wir uns noch oft verletzen, nenn mich naiv, jung und dumm, doch ich werd‘ sie auch wieder zusammensetzen, all meine Splitter der Hoffnung!
